Am diesjährigen Schreibwettbewerb des Herzogtums Lauenburg beteiligten sich mehrere Schülerinnen aus verschiedenen Klassen des Gymnasiums Wentorf. Die Jury suchte die besten 10 Texte aus und lud die Verfasser/-innen zu einer Abschlussveranstaltung nach Schwarzenbek ein. Vor Ort wurden die Texte von zwei Schauspielern vorgetragen, danach gab es die Verkündung der ersten drei Plätze. Ein großer Glückwunsch geht an Clara Lehnhoff (6b), die mit ihrer Geschichte "Meine kleine Katastrophe" den 1. Platz erzielen konnte!
Die Siegtexte und weitere Informationen sind zu finden auf der Homepage des Wettbewerbs:
Und hier der Siegtext unserer Schülerin Clara Lehnhoff (6b):
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Meine kleine Katastrophe
von Clara Lehnhoff
Manchmal… also wirklich manchmal, könnte ich einfach nur schreien. Da will ich einfach in Ruhe Musik hören, auf meinem Bett chillen oder vielleicht ein bisschen zeichnen – und dann? Zack, Tür auf, da steht sie. Meine kleine Schwester - ein Wirbelwind voller verrückter Ideen! Neun Jahre alt, ein wandelnder BeautyYouTube-Kanal und eindeutig allergisch gegen „Bitte klopfen“.
„Schau mal, ich hab mir einen eigenen Lippenstift gemischt! Aus drei Farben!“ Super. Und warum ist meine ganze Lidschattenpalette rosa glitzernd überzogen? Ich liebe sie ja, wirklich. Aber warum muss sie ständig an meine Sachen gehen? Warum kann sie nicht einmal fragen, bevor sie sich meine Haargummis, mein Makeup oder sogar meine Klamotten schnappt? (Okay, eigentlich sind ihr diese zu groß und ich bekomme sie dann zerknüllt zurück – aber das reicht für ein Jahr Wut.)
Und trotzdem…
Wenn sie mal nicht da ist, ist es irgendwie still.
Zu still.
Dann fehlt ihr albernes Kichern, ihre viel zu laute Stimme, ihr „Kann ich mitmachen? Kann ich zugucken? Mir ist langweilig!“ – was sie übrigens auch sagt, wenn ich Hausaufgaben mache oder lese.
Dann merke ich, wie sehr sie mir eigentlich fehlt.
Wie viel sie mir bedeutet.
Sie ist meine kleine Schwester.
Meine allererste beste Freundin.
Manchmal nervt sie. Sehr sogar.
Aber sie ist auch die Einzige, mit der ich nachts stundenlang flüstern kann, wenn wir beide nicht schlafen können.
Die Einzige, die sofort merkt, wenn ich traurig bin, auch wenn ich nichts sage.
Und die Einzige, die ohne zu zögern sagen würde: „Ich hab dich lieb“, mitten im größten Chaos.
Sie liebt Make-up, trägt Glitzer wie andere Leute Pullover und denkt, sie wird mal berühmt. Vielleicht wird sie das wirklich.
Und ich? Ich bin die große Schwester.
Ich passe auf sie auf. Selbst wenn ich manchmal so tue, als wäre sie mir peinlich.
Weil tief drin – ganz tief drin – weiß ich: Ich werde immer für sie da sein.
Egal, wie groß wir werden, egal, wie oft wir streiten oder uns anschweigen.
Sie ist nicht nur meine kleine Schwester.
Sie ist mein Herzstück. Meine kleine Katastrophe. Mein Glitzer. Mein Zuhause.
Und auch wenn ich es nicht jeden Tag sage:
Ich liebe sie. Für immer.
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