Als Schatten in Italien…

Job-Shadowing in Cagliari/Sardinien

Montag, 15. Mai 2023 bis Samstag, 21. Mai 2023

 

Seltsam, an einem Montag im Mai begann die erste Stunde für mich erst um 8.30 Uhr. Dafür dauerte sie 60 Minuten und es gab während des ganzen Unterrichtsvormittags nur eine einzige 15-Minuten-Pause. Samstag war auch Schule …

Ein Traum? Gymnasium Wentorf 1995? Etwa eine Zeitreise? Sowas gibt’s doch gar nicht in echt, denkt ihr jetzt bestimmt. Und richtig, in der besagten Maiwoche war Herr Schwedas gar nicht am Gymnasium Wentorf tätig, sondern am Liceo Eleonora d´Arborea in Cagliari/Sardinien. Ermöglicht wurde dies durch unser schulinternes Erasmus+Projekt, das mich zum Job-Shadowing nach Italien schickte, einem informierenden Praktikum, das, knapp ausgedrückt, in der Teilnahme am Berufsleben einer Lehrkraft in einem anderen Land besteht. Hochinteressant ist das, so ein Schatten zu sein, kann ich euch sagen, meinen Klassen und meiner Italienisch-AG habe ich ja schon ausführlich berichtet. Ich nahm also am Unterricht teil, trat sogar aus dem Schatten und stand selber vor zwei Klassen (und das auf Italienisch, sogno realizzato!), begleitete einen Schülerausflug quer durch Cagliari, schaute mir die digitale Ausstattung der Schule an, nachmittags war Lehrerkonferenz, abends „pizzata“ mit den Kollegen und und und…

 

...hier noch ein paar weitere Informationen zur Sache:

  • Das Liceo Eleonora d´Arborea ist ein neusprachlich und sozialwissenschaftlich orientiertes Gymnasium, an dem 1500 Schülerinnen und auch einige Schüler an zwei Standorten unterrichtet werden.
  • In Italien beginnt das fünfjährige Gymnasium nach der dreijährigen „Mittelschule“ (scuola media) erst mit der 9. Klasse. Die angehenden Gymnasiasten wählen ein Liceo mit dem für sie passenden Schwerpunkt (z.B. neusprachlich, altsprachlich, mathematisch-naturwissenschaftlich, musisch usw.).
  • Der Unterrichtsvormittag besteht aus Einheiten von 60 Minuten.
  • Es gibt kaum Nachmittagsunterricht, da der Samstag ein normaler Unterrichtstag ist.
  • Im Unterricht sitzen oft Unterstützungslehrkräfte (Inklusion wird großgeschrieben), auf den Gängen haben die sog. bidelli („Pedelle“) ihre Schreibtische, sie nehmen eine Ordnungs- und Aufsichtsfunktion wahr und sind nachmittags auch für die Reinigung der Schule zuständig.
  • Das Liceo ist digital gut ausgestattet. Es gibt in jedem Klassenraum ein nagelneues Smartboard, das von einem fest installierten Notebook vom Pult aus über Google Classroom oder direkt am Board bedient werden kann.
  • Wie bei uns hat sich die digitale Entwicklung während der Corona-Krise extrem beschleunigt. Vieles, was für uns selbstverständlich geworden ist, gibt es auch am Liceo: digitales Klassenbuch, Schulplattform, Stundenplan-App, WLan etc.
  • Tablets, Notebooks, Smartphones sind natürlich vorhanden, man sieht sie aber eher selten im unterrichtlichen Einsatz.
  • Es gibt auch Workshops für Schülerinnen und Schüler zu digitalen Themen am Nachmittag, ebenso einzelne Klassenprojekte.

 

Der Unterricht ist sehr vielgestaltig, insgesamt wahrscheinlich etwas frontaler als bei uns. Italienische Schülerinnen und Schüler müssen am Nachmittag (und in den Ferien) viel lernen. Ansonsten sind sie genauso nett, gutwillig und neugierig wie ihr!

Meine schönsten Erlebnisse: „live“ mit einer italienischen Klasse zu sprechen, mit „prof“ angeredet zu werden, ganz selbstverständlich nach Lateinvokabeln gefragt zu werden (wie hier, nur eben auf Italienisch), am Getränke-Automaten 50 Cent an durstige Schüler verleihen und natürlich – die Gastfreundschaft!

Der Gegenbesuch von Lehrkräften des Liceo steht im nächsten Jahr an. Unsere Zielvorstellung: ein Schüleraustausch mit dem Liceo Eleonora d´Arborea!

Übrigens: Im nächsten Schuljahr gibt es natürlich wieder die Italienisch-AG und außerdem einen Italienisch-Enrichmentkurs.

 

Tanti saluti,

 

„Prof“ Schwedas

 

 

 

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