Geschichtsunterricht am Gymnasium Wentorf

Der Geschichtsunterricht vermittelt den Schülerinnen und Schülern die Fähigkeit und die Bereitschaft, sich mit den geschichtlichen Elementen, Strukturen und Abläufen auseinanderzusetzen, die für die Orientierung in der heutigen Gesellschaft von Bedeutung sind.

Die Beschäftigung mit historisch gewachsenen Denkmustern, Wertmaßstäben und Lebensgewohnheiten fremder Epochen und ihren Spuren in der eigenen Lebenswelt trägt dazu bei, rational und kritisch fundierte Positionen im Sinne eines historisch-politischen Urteilsvermögens zu gewinnen. Mit der Entwicklung dieses Urteilsvermögens werden die Schülerinnen und Schüler zugleich in die Lage versetzt, am demokratischen Gemeinwesen und an der Gestaltung der politischen Kultur teilzuhaben.

Der Geschichtsunterricht vermittelt auch die Einsicht in die Verschiedenheit menschlicher Daseinsformen und die Fähigkeit, sich in die Situation der am historischen Prozess beteiligten Individuen und Gruppen hineinzuversetzen. Dies ist zugleich mit dem Ziel verbunden, dass die Schülerinnen und Schüler Kompetenzen erwerben, die ihnen ein souveränes, selbstgesteuertes historisches Denken ermöglichen, damit sie sich nach ihrer Schulzeit als autonome Subjekte in der Geschichtskultur orientieren und behaupten können.

 

Kompetenzerwerb und -förderung

Moderner Geschichtsunterricht zielt auf den Erwerb fachlicher Kompetenzen in Auseinandersetzung mit historischen Inhalten. Kenntnisse von geschichtlichen Ereignissen und Entwicklungen sind eine notwendige, nicht jedoch eine hinreichende Voraussetzung historischen Lernens. Übergeordnetes Ziel des Geschichtsunterrichts muss daher die Entwicklung einer narrativen Kompetenz sein, die es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, durch historisches Erzählen Sinn über Zeiterfahrung zu bilden. Historisches Erzählen verknüpft einzelne Sachverhalte aus der Vergangenheit und misst ihnen dadurch eine besondere Bedeutung zu. Dies wird erreicht, indem die Schülerinnen und Schüler lernen, historische Fragen zu stellen, Sachverhalte zu analysieren, Sachurteile und Werturteile zu formulieren. Das heißt, dass in der Auseinandersetzung mit Geschichte Narrationen konstruiert werden, in denen Vergangenheitspartikel sinnhaft und sinnstiftend miteinander verknüpft werden. Historisches Erzählen ist daher eine Art rationaler Argumentation, deren Geltungsanspruch begründet werden muss und kritisiert werden kann.

Narrative Kompetenz als Ausdruck historischen Denkens und reflektierten Geschichtsbewusstseins setzt sich aus vier Teilbereichen zusammen:

1. Wahrnehmungskompetenz

Die Schülerinnen und Schüler werden auf historische Zeugnisse und Präsentationen (z.B. Geschichtsfilme, Ausstellungen) aus der Geschichtskultur aufmerksam und können aus ihnen Fragen und Vermutungen ableiten, die Grundlage für deren Erschließung sind.

2. Erschließungskompetenz

Die Schülerinnen und Schüler können durch sachgerechten Umgang mit verschiedenen Gattungen von historischen Quellen und Darstellungen eigene geschichtliche Sachanalysen entwickeln und formulieren sowie bereits vorhandene Sachanalysen kritisch überprüfen.

3. Sachurteilskompetenz

Die Schülerinnen und Schüler nutzen eigene und erfassen vorliegende Sachanalysen in ihrem Zusammenhang und verwenden diese, um plausible Beziehungszusammenhänge in einem Sachurteil zu bündeln und um die Grundlagen von Sachurteilen zu erkennen und zu reflektieren.

4. Orientierungskompetenz

Die Schülerinnen und Schüler gewinnen in der Auseinandersetzung mit historischen Inhalten Orientierung in der individuellen und sozialen Lebenspraxis mit Blick auf Gegenwart und Zukunft und entwickeln reflektierte und reflexive Einstellungen und Haltungen. Dies geschieht durch Konstruktion und Dekonstruktion von Werturteilen unter Berücksichtigung verschiedener Perspektiven sowie durch Reflexion des historischen Lernens und seiner Dimensionen.

 

Themen und Inhalte Sek I (G9: Jahrgang 6-10 - im 7. Jahrgang findet kein Geschichtsunterricht statt)

  1. Vorgeschichte und Antike – historische Fundamente unseres Zusammenlebens?

  2. Das Mittelalter – eine finstere Zeit?

  3. Frühe Neuzeit – Wege in die Moderne?

  4. Das 19. Jahrhundert: Fortschritt oder Beharrung?

  5. Der Erste Weltkrieg – eine Epochenwende?

  6. Deutschland 1918 - 1945: Zwischen Demokratie und Diktatur, internationaler Verständigung und Verbrechen

  7. Die Welt seit 1945: Zwischen Konfrontation und Kooperation

  8. Deutschland und Europa seit 1945: Von der Spaltung zur Integration?

 

Themen und Inhalte Sek II (G8: Jahrgang 10-12; G9: Jahrgang 11-13)

E.1: Vergangenheit und Gegenwart – Lernen aus der Geschichte?

E.2: Begegnungen von Kulturen – Konfrontation, Abgrenzung oder Integration?

E.3: Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft – Kontinuitäten und Brüche

Q1.1: Die Menschenrechte aus universal-historischer Perspektive – angeboren, egalitär, unteilbar und universell?

Q1.2: Nationale Identitäten seit dem 19. Jahrhundert – Realität oder Konstruktion?

Q2.1: Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme

Q2.2: Dauerhafter Friede – eine Utopie? Friedensschlüsse und Lösungsversuche internationaler Konflikte

 

Aus: Fachanforderungen Geschichte, Ministerium für Schule und Berufsbildung des Landes Schleswig-Holstein, Kiel 2016.

 

Hier finden Sie das schulinterne Fachcurriculum für G8 und G9.